Die Bilanz zum Robert Redshirt Crowdfunder - Teil 3

15.03.2014 | #Backstage #RobertRedshirt

Nach Teil 1 und Teil 2 jetzt mein Fazit zum Crowdfunder.

Im Vorjahr habe ich eine ähnliche Sammelaktion direkt im Blog gestartet gehabt, was als Vergleich dienen soll.

Startnext Logo

Die Crowdfunding-Plattform Startnext hat mir keine Steine in den Weg gelegt. Die Mitarbeiter antworten rasch, höflich und kompetent und alles lässt sich online so abwickeln, wie man sich das 2014 vorstellt. Das Finanzielle läuft ebenso so unkompliziert wie möglich: Am Ende fällt einem einfach der Betrag aufs Konto, ich konnte zu Konditionen eines „Großen“ Kreditkarten akzeptieren und muss nicht einzelne Zahlungen abgleichen. Zudem kann man alle Unterstützer praktisch als CSV herunterladen und muss nicht selbst verwalten, wer erfolgreich bezahlt hat und sich welches Dankeschön gewünscht hat. Im Sammelaufruf im Blog musste ich all das selber machen, Mails mit Bankverbindungen versenden und den jeweiligen Zahlungseingang abhaken. Einziger Wermutstropfen: die Plattform schreibt vor, dass man persönlich im Video vorkommen muss. Das hat mir die Erstellung deutlich verkompliziert, da ich auf einmal mit Kamera + Licht + Leinwand hantieren musste. Ohne Video wäre wohl der Crowdfunder-Aufwand in Summe nur geringfügig höher als der Blog-Aufwand.

Gänzlich neue Gesichter hat der Crowdfunder wenige angezogen. Wenn man so durch die Reihen der Supporter sieht, sehe ich viele mir bekannte Namen aus Foren, Blogs und CONs. Allerdings hat der Crowdfunder sicher dazu beigetragen, dass diese Personen auch mitgemacht haben und die Kreditkarte gezückt haben: denn diesmal haben 30 Personen mitgemacht, im Vorjahr waren es nur 7.

Die 180 Euro Basisbetrag hätte ich vermutlich auch über einen Spendenaufruf im Blog auftreiben können. Die Breitenwirkung und letztlich 700 Euro hätte ich dort aber nicht erreicht.

Ungut beim Crowdfunder finde ich nur die Dankeschöns, bzw. ihre Beträge. Jemand, der ein „großes NIP'AJIN Bundle“ wählt, bekommt suggeriert, dass er 35 Euro beigetragen hat und die Zahl wird 1:1 dem Gesamtergebnis hinzugerechnet. Das stimmt aber nicht, da dann 10 oder 15 Euro Kosten in dem Bundle stecken. Das kann man natürlich im Vorfeld in den Basis- oder einen der Zusatzzielbeträge einrechnen, aber man weiß ja nicht, wie viele da mitmachen und welche Dankeschöns sie wählen. Zudem entsteht ein komisches Bild, wenn jemand nur auf diese Beträge sieht, und sich dann fragt, warum zum Geier der Druck weiterer 150 Exemplare oder eine Illustration überteuert im Crowdfunder angegeben ist. Heuer hatte ich diese Kosten in Kauf genommen, weil ich mich damit indirekt bei all jenen bedanken möchte, die an der Aktion mitmachen. Für einen wirtschaftlich durchgezogenen Crowdfunder kann man das natürlich nicht machen. Das ist ein generelles Crowdfunder Problem. Wenn ich das nochmal mache, dann werde ich rund 20% auf jeden Schwellwert aufschlagen, um diese indirekten Kosten abzufedern. Würde jemand auch noch die Arbeitszeit, die in den Crowdfunder fließt, verrechnen wollen, müsste man bei kleinen Crowdfundern wohl alle Beträge verdoppeln.

Auch aufschlagen würde ich nächstes mal 1% für Startnext. Am Ende des Crowdfunders kann man wählen, wie viel man abgeben möchte - auch 0%. Das war ich mangels Buffer gezwungen auch zu tun, obwohl ich finde, die Plattform hätte da etwas verdient gehabt.

Bleibt noch der Aspekt der Zeit. In einem Blog kann man in einer Woche locker seinen Spendenaufruf durchziehen. Ein Crowdfunder braucht viel mehr Durchlaufzeit. Wäre ich nicht durch die Deadline des Gratisrollenspieltags unter Zugzwang gewesen, hätte ich die eh schon knappe Finanzierungsphase von 1 Monat wohl länger angesetzt. Eher 2 Monate sollte man berücksichtigen. Hätte ich 2 Wochen länger Zeit gehabt, wären glaube ich alle Zusatzziele erreichbar gewesen und eine Farbauflage für alle möglich gewesen. Einen erheblichen Teil der Kosten spielte der Funder zwar schon in den ersten Tagen ein, aber desto länger der Funder geht, desto eher tröpfeln da noch ein paar Euros ein.

Die große Frage ist jetzt: Werde ich das nochmal machen? Vermutlich - aber nur, weil ich schon genau weiß, was auf mich zukommt. Engagierten Rollenspielautoren würde ich raten, für reine Druckkostenfinanzierung einer Kleinauflage bis 200 oder 250 Euro bei der Blog-Variante zu bleiben. Unter 1000 Euro würde ich meinen, muss man abwägen, ob einem die Publicity, die rund um den Crowdfunder statt findet, den Aufwand (und damit Arbeitszeit=Geld) wert ist, weil finanziell bleibt das wohl ein Verlustgeschäft. Solange wir noch nicht in deutschsprachigen Rollenspielcrowdfundern untergehen, ist das aber derzeit noch ein sehr valides Argument für kleine Autoren/Verlage. Wenn man dann wg. Illustrationen oder anderen Kosten mal in die Region der 1000+ Euro kommt, sehe ich keinen Grund, es nicht mit einem Crowdfunder zu versuchen.

Letztlich hilft glaub ich bei größeren Vorhaben ein Crowdfunder sehr, zu einer validen wirtschaftlichen Entscheidung zu kommen: Die Rollenspieler-Crowd ist glaub ich informiert genug, um derartige Projekte mitzubekommen und es ist besser, ein Projekt nicht finanziert zu bekommen und damit erst nicht zu starten, statt nach viel Liebe und Arbeitszeit festzustellen, dass das eigene Werk keinen interessiert.

Ein letzter Ratschlag noch: bei einem Crowdfunder ist Geld im Spiel. Ich würde daher dringend empfehlen, sich zu überlegen, wie man mit diesen Einkünften umgeht, ehe das Finanzamt vor der Tür steht. Gleich eine „Rollen, Spiel und Söhne GmbH & Co. KG“ zu gründen ist vielleicht etwas zu viel des Guten, aber sich übers Finanzrecht im Klaren sein, kann nicht schaden.