Backstage #4: Eclipse als LaTeX-Editor

28.02.2012 | #Backstage

Diesmal möchte ich das Bindeglied vorstellen, dass in meiner Werkzeugkiste die wichtigsten Teile, nämlich LaTeX, den Editor und die Projekt-/Versionsverwaltung verbindet: Eclipse. Damit wird es naturgemäß etwas technisch - ich habe dich gewarnt ;)

Dieses, ursprünglich von IBM entwickelte Stück Software ist eigentlich eine Umgebung zum Programmieren in Java. Das Teil ist aber sehr modular, und so kann man neben anderen Programmiersprachen auch die Unterstützung von LaTeX einfach nachrüsten. Die Mischung nennt sich dann TeXlipse, eine Installationsanleitung befindet sich auf deren Webseite. Das gibt es für alle großen Betriebsystemen, und sieht noch dazu auf allen gleich aus - falls man gezwungen sein sollte, auf verschiedenen gleichzeitig zu arbeiten.

In Aktion sieht das bei mir so aus (ich habe das Fenster etwas verkleinert, daher sieht da viel gestauchter aus als es beim Schreiben wirklich ist):

TeXlipse

Auf alle Details kann ich hier natürlich nicht eingehen, hervorheben möchte ich aber folgende Dinge:

  • Links in der Baumansicht ist der Arbeitsbereich / Workspace zu sehen. Das ist der Verzeichnisbaum, der bei mir komplett in der Versionskontrolle SVN liegt (siehe vorheriger Backstage-Artikel).
  • Geänderte Dateien, sind mit einem „>“ versehen. Dateien ohne „>“ sind zum letzten Tageswerk unverändert.
  • Rechts im Editor werden die LaTeX-Dateien editiert. Die Rechtschreibprüfung unterwellt komische Wörter. LaTeX-Kommandos werden automatisch hervorgehoben.

Nicht im Screenshot sichtbar, aber verfügbar ist:

  • Bei mehreren Personen, die am Text arbeiten, kann man im Baum anzeigen lassen, wer eine Datei zuletzt geändert hat.
  • Auf- und Zuklappen von LaTeX-Blöcken: klicke ich auf das kleine „-“ neben „\begin{multicols}“, wird der ganze dazugehörige LaTeX-Block weggeklappt. Das geht mit allen Einheiten (Kapitel, Sektionen, Untersektionen, usw.).
  • Beim Tippen gibt es Auto-Complete bzw. kann man nach Tippen der ersten 1-3 Zeichen aus einer Liste alle möglichen Kombinationen vorauswählen.
  • Eclipse zeigt zu schließenden Klammern und \begin{}-Kommandos, wo die öffnende ist (und umgekehrt).
  • Man kann natürlich alle Fenster/Panele so anordnen, wie man das gerade braucht. Unzählige Hilfspanele warten noch auf Einsatz, z.B. die Dokumentstrukturansicht. Man kann Anordnungen dann als „Ansicht“ abspeichern und sich mehrere Ansichten für verschiedene Arbeitsschritte zurechtlegen.

Besonders praktisch, und einer der Hauptgründe für mich, Eclipse zu nutzen, ist wie schon erwähnt die direkt integrierte Versionsverwaltung als Ordneransicht. Ein Rechtsklick im Baum auf eine Datei und schon wird z.B. die aktuelle Version einer Datei mit der Vorversion im Repository verglichen. Das sieht dann so aus:

Versionsverwaltung

Die alte Version ist rechts, die aktuell bearbeitete links zu sehen. Anscheinend habe ich das Wort „ist“ auf „war“ geändert und eine „\subsection“ gelöscht, was mir die Linien graphisch andeuten. Eine andere Ansicht erlaubt das Vergleichen ganzer Verzeichnisbäume (z.B. „Was hat sich im Ordner NIPAJIN alles geändert?“). Um mir eine Vorversion von ROBiN anzusehen ist nur ein Rechtsklick, gefolgt von der Auswahl der Version aus einem Dialog nötig - kurz darauf sieht der Verzeichnisbaum aus, wie er z.B. vor einem Jahr war. Das aktuelle Tageswerk zu „commiten“, also als Einheit der Versionsverwaltung als neue Miniversion zu übergeben, ist ebenso ein Rechtsklick im Baum.

Was man mit so einem Texteditor jetzt alles anfangen kann, lasse ich mal außen vor. Hervorgehoben sei

  • Suchen&Ersetzen, ganz normal oder mit s.g. regulären Ausdrücken in einzelnen Dateien oder über alle hinweg, inklusive vorheriger Preview aller Änderungen.
  • UTF-8 Zeichensatz ohne Umwege direkt im Text (siehe z.B. das „o“ in Nanto).
  • Implizite Verwaltung von ToDos: Eclipse sammelt alle Kommentare, die „ToDo:“ enthalten, in einem eigenen Fenster, das ich im Screenshot oben nur weggeblendet habe.
  • Verzeichnisbaummanagement inklusive.
  • Dateien können mit dem internen, aber auch externen Editoren geöffnet werden (z.B. Bilderbearbeitung).
  • Mit einem Klick wird der LaTeX compiler gestartet, macht mir aus allem ein PDF, und der Acrobat Reader springt zur Anzeige auf.

Eclipse ist also mein einziger Anlaufpunkt. Während ich schreibe oder layoute, muss ich das nicht mehr verlassen.

Dies ist der letzte Backstage-Artikel der beim RSP-Karneval Selbstgeschriebene Rollenspiele mit macht (aber weitere werden noch folgen ...).